Auslandserfahrung, Studium

Interview – Master of Comparative Law in Deutschland und Australien

Der juristische Master ist derzeit in aller Munde. Als Alternative zum Doktortitel erfreut er sich immer größerer Beliebtheit und verspricht gute Karriere-Chancen. Wie Ausgestaltung und Organisation ablaufen können und wie man den Master bestmöglich nutzt, darüber sprach ich mit Dr. Michael Hördt (M.C.L), Anwalt aus Frankfurt am Main.

Du hast einen Master of Comparative Law erworben. Was genau bedeutet das?

Der M.C.L. unterscheidet sich nur geringfügig vom bekannteren LL.M.. Im Kern geht es um die Rechtsvergleichung. Beim M.C.L. der Universitäten Mannheim in Deutschland und Adelaide in Australien, liegt ein gewisser Fokus auf den Rechtssystemen der beiden Länder. Der Master vermittelt aber vor allen Dingen die grundlegende Methodik fremde Rechtssysteme zu erschließen und zu vergleichen. Mein Master baute auf einer Mischung zwischen Wirtschaftsrecht und Völkerrecht bzw. UN-Recht auf. Dies war auch einer der Gründe weshalb ich mich für diesen speziellen Master entschieden habe. Ich musste mich nicht für eines der Rechtsgebiete entscheiden und konnte gerade in Vorlesungen wie „Terrorismus“ oder „internationale Verhandlungen“, über meinem Horizont schauen und gleichzeitig im Wirtschaftsrecht internationale Zusammenhänge erlernen.

Meine Kurse umfassten, anders als bei einem klassischen LL.M., auch viele theoretische Grundlagen zur Rechtsvergleichung. Die Kurse waren alle in Englisch, auch die in Mannheim.

Wie hast du deinen Master im In- und Ausland organisiert?

Ich wusste früh, dass ich sowohl eine Dissertation, als auch einen Master machen möchte. Deshalb habe ich mir Gedanken über die zeitliche Organisation machen müssen. Als die Entscheidung stand, den Master nach meinem Verbesserungsversuch im ersten Staatsexamen in Angriff zu nehmen, habe ich mich online informiert und bin eher zufällig auf den Master in Mannheim und Adelaide gestoßen. Australien war für mich ideal, denn ich wollte mal etwas Neues sehen, nachdem ich bereits Praktika innerhalb von Europa gemacht hatte und unter anderem viel Erfahrung in Irland gesammelt hatte.

Auch die Kosten für das Programm, in dem man fünf Monate in Mannheim und sieben Monate in Australien verbringen sollte, waren geringer als bei einem Master, den man in nur im Ausland absolviert.

Nachdem ich durch diese Informationen sofort überzeugt war, hatte ich, um Fragen abzuklären, mehrmals mit dem Ansprechpartner der Universität Mannheim telefoniert und mich anschließend beworben. Dies hatte ich frühzeitig getan und kann das auch nur empfehlen. Man muss beispielsweise einen Sprachnachweis liefern. Um aber einen Platz für den Toefl-Test zu bekommen, sollte man genügend Zeit einplanen, damit dies nicht schiefgeht.

Nach der Zusage musste ich mich in Mannheim als Student einschreiben. Der anschließende Organisationsaufwand für die Zeit in Australien war sehr gering, denn die Formalitäten, wie zum Beispiel den Abschluss der wichtigen Krankenkasse, hat die Universität Mannheim für die Studierenden übernommen oder derartig Hilfestellung gegeben, dass es reibungslos funktionierte.

Als ich zusammen mit circa 12 bis 15 anderen Studierenden aus meinem Masterstudiengang nach Australien ging, suchten wir uns alle separat Unterkünfte. Es war möglich ein Zimmer im Studentenwohnheim zu mieten, aber das war sehr teuer. So kam ich in der ersten Woche in Australien in Sydney, bei einer Freundin, unter und suchte von dort aus eine Wohnung für die kommenden Monate. Die erste Wohnung, die ich hätte beziehen können, war sehr dreckig, mit der zweiten Wohnung klappte es dann aber. Ich kann nur empfehlen für die Wohnungssuche vor Ort zu sein und sich selbst ein Bild von den Umständen zu machen. Notfalls nutzt man eine der von der Universität Adelaide angebotenen Notunterkünfte oder verbringt einige Nächte im Hostel.

In wieweit waren finanzielle Überlegungen teil deiner Vorbereitungen?

Selbstverständlich musste ich mir auch darüber Gedanken machen. Das Programm, an dem ich Teil genommen habe, war aufgrund der fünf Monate in Deutschland günstiger als andere, trotzdem vielen rund 9000 € Gebühren an. Aufgrund einer Förderung der Universität Mannheim reduzierten sich die Gebühren für mich auf rund 7000 €. Zusätzlich hierzu habe ich für die Zeit in Australien und meine Reisen dort rund 10000 bis 20000 € benötigt. Um dieses Geld anzusparen habe ich frühzeitig angefangen an der Uni, bei einem Repetitor und in einer Kanzlei zu arbeiten. Dies war anstrengend, doch mir war es wichtig mich nicht für den Master verschulden zu müssen. Ich denke man sollte zuvor sein Budget planen und dieses auch während der Zeit im Ausland im Blick behalten. Durch das gemeinsame Reisen mit anderen Studierenden oder das Nutzen eines Studierendenpasses für Zugreisen kann man viel Geld sparen und gegebenenfalls sogar neue Perspektiven eröffnen.

Wie hat dir deine Zeit in Australien gefallen und welche Erfahrungen konntest du sammeln?

Adelaide wird nicht ohne Grund die kleinste Großstadt Australiens genannt. Trotz der zwei Millionen Einwohner ist es eine beschauliche Stadt. Ich habe die Zeit dort genossen, denn ich war auch voll integriert. Durch die Mitgliedschaft in Universitätsvereinen, wie dem Adelaide Mountain Club und der Fußballmannschaft, habe ich viele Leute kennen gelernt. Noch heute habe ich zu einigen damaligen Studenten Kontakt. Auch der australische way of life gefällt mir gut.

In meiner Freizeit habe ich versucht so viel wie möglich von Australien kennen zu lernen und das Land zu bereisen. Hierfür gibt es beispielsweise optimale Zug-Angebote, die man nutzen sollte. So lernt man das Land zudem auf neue Art und Weise kennen und mehrtägige Zugreisen sind auch ihre Erfahrung wert. Durch die Nutzung solcher Angebote und mithilfe sorgfältiger Planung, habe ich während meiner Zeit in Australien jeden Bundesstaat besuchen können.
Highlights meiner Zeit in Australien waren sicherlich die Zeit in Sydney, der Besuch Kangaroo Islands, des Pink Lake und des Shark Bay mit der Delfin-Fütterung, sowie die Fahrt zum Uluru und der Tauchkurs am Great Barrier Reef.

Die Natur Australiens ist einzigartig, von Regenwäldern über mediterrane Gebiete bis hin zu Wüsten gibt es viel zu entdecken. Ebenso einzigartig ist die Tierwelt. Von Kängurus, über Koalas bis hin zu Schnabeltieren, tasmanischen Teufeln und der größten Schildkröte der Welt habe ich alles in freier Wildbahn gesehen. Ich denke das Reisen ist auch ein zentraler Teil der Erlebnisse eines Masters im Ausland. Nur so lernt man das Land und die Kultur wirklich kennen. Daneben lernt man Fakten, die man nicht vermutet hätte. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass es in Australien die größte Kamel-Population der Welt gibt.

Auch fachlich war der Master für mich ein voller Erfolg. Ich habe spannende Veranstaltungen besucht, die fachlich fordernd waren und neue Perspektiven eröffneten. In zwei Fächern wurde ich sogar als bester Teilnehmer des Jahrgangs ausgezeichnet. Zu einem meiner Professoren von damals habe ich auch heute noch regelmäßig Kontakt. Dieser und weitere Kontakte zu Bekannten und Freunden aus aller Welt machen den Master bis heute für mich unvergesslich.

Hat ein Master Vorteile gegenüber Auslandssemestern im Erasmus-Programm oder Praktika im Ausland?

Ich würde, wenn jemand zwischen einem Erasmus-Semester oder einem Master wählen müsste, den Master empfehlen. Zwar ist ein Master mit hohen Kosten verbunden, es gibt jedoch zentrale Vorteile. Den wichtigsten sehe ich darin, dass man während eines Masters im Ausland mit einheimischen Studierenden zusammen ist und nicht, wie bei Erasmus häufig der Fall, nur mit anderen Ausländern.

Zudem erwirbt man mit dem Master einen zusätzlichen Abschluss.

Auch Praktika im Ausland sind empfehlenswert, diese sind gegebenenfalls sogar vergütet. Ähnlich wie bei einem Master kann man die Sprache sehr gut lernen und auch fachlich dazulernen. Bei einem Praktikum besteht jedoch die Gefahr, keinen Anschluss zu Gleichaltrigen zu finden. In einem Master ist man hingegen stets durch Uni und Kurse eingebunden und so finden auch introvertierte Personen schnell Anschluss.

Welche Auswirkungen hat ein Master-Titel auf die Karriere?

Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen wie der Master sich auf meine Karriere auswirkt oder ausgewirkt hat. Ich habe jedoch in Bewerbungsgesprächen Unterschiede feststellen können. Ich wurde beispielsweise nie nach Sprachkenntnissen gefragt. Anhand der Auslandserfahrungen in meinem Lebenslauf, der neben dem Master auch noch Praktika und Referendariatsstationen im Ausland umfasst, sehen potenzielle Arbeitgeber, dass Sprachkompetenzen vorhanden und erprobt sind.

Auch die kulturelle Kompetenz nimmt im Berufsleben einem großen Stellenwert ein. Durch einen Master im Ausland kann man zeigen, dass man offen für andere Kulturen ist und international denken und handeln kann. In Vorstellungsgesprächen wurde ich zudem in Bezug auf meinen Master nie gefragt welche einzelnen Vorlesungen ich gehört habe, vielmehr waren kulturelle Erfahrungen und Reisen interessanter. Ich denke das zeigt deutlich, wie man mit einem Master punkten kann.

Und gerade auch aus diesem Grund halte ich auch juristische Master in nicht englisch-sprachigen Ländern für reizvoll. Interessenten sollten überlegen, welches Land und welche Kultur sie am interessantesten finden und nicht nur in die klassischen LL.M.-Länder strömen. Master in exotischen, nicht-englischsprachigen Ländern machen Bewerber interessant und erlauben es den Absolventen ein eigenes Profil am Arbeitsmarkt zu entwickeln. Kenntnisse über ein Land können zudem eine Chance sein, später im Kontakt mit diesem Land zu arbeiten, auch das sollte man bei der Wahl eines Masters bedenken.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich mir sicher bin, dass ein juristischer Master großartig für die juristische Karriere sein kann, ich würde ihn jedoch nicht nur dafür absolvieren. Um wirklich Erfolg zu haben und auch die Zeit im Ausland zu genießen, muss man hinter dem stehen was man tut, und das Land und den Master schätzen. Nur dann entfaltet ein Master sein volles Potential in fachlicher, sprachlicher und vor allem menschlicher Sicht, mit tollen Erfahrungen und Bekanntschaften.

Vielen Dank für das Interview.

Fotos wurden mir teilweise vom Interviewten zur Verfügung gestellt, teilweise stammen sie von „unsplash.com“.

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