Frankfurt am Main – eine der größten und modernsten Städte Deutschlands. Die dort beheimate und seit 1914 bestehende Goethe Universität vermag es jedes Jahr unzählige Studierende anzulocken. Ich habe an dieser Uni mein Studium begonnen und vier Semester dort verbracht. Im Folgenden möchte ich Vorzüge und Nachteile zusammenfassen.
Frankfurt gehört zu den größten Städten Deutschlands. Offiziell zählt sie zwar nur knapp eine dreiviertel Million Einwohner, im Geschäftsverkehr des Tages liegt die Zahl derer, die sich tatsächlich in der Stadt aufhalten, jedoch deutlich darüber. Dies liegt vor allem an der Bankenbranche und den zahlreichen branchennahen Firmen. Denn Frankfurt ist, vor allem durch die Europäische Zentralbank, ein attraktiver Standort für diese.
Das Bild der Stadt wird geprägt durch Wolkenkratzer und vor allem das Stadtzentrum hat einen unverwechselbar cleanen Touch. Die Geschäfte auf der Zeil versprechen nicht nur übliches, sondern vor allem auch Technik-Avantgarde und Luxusbekleidung.
Dieses Bild der Stadt und die zahlungskräftigen Bürger, die es anlockt, lässt Studieninteressierte jedoch bereits auf das erste Problem stoßen. In Frankfurt herrscht große Knappheit an bezahlbarem Wohnraum. Zu Beginn jedes Semesters werden Nachtlager auf dem Campus angeboten, um eine Unterbringung für diejenigen zu gewährleisten, die bis zum Start der Vorlesungen noch keine Wohnung finden konnten und um auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen.
Zwar gibt es verschiedenste Studierendenwohnheime – die Wohnheimplätze reichen jedoch bei weitem nicht aus. Wartelisten sind oft mehrere Semester lang.
Um überhaupt Wohnraum als Studentin dieser Stadt zu finden muss man also bereit sein einige Einschränkungen in Kauf zu nehmen. So fand auch ich schlussendlich eine Wohnung im Rheingau, mehr als anderthalb Stunden Fahrtweg entfernt.
Frankfurt ist jedoch vielmehr als eine reiche und saubere Stadt. Versteckt in den Schatten der Hochhäuser finden sich viele Galerien und Museen und historische Bauten. Wie die Frankfurter Paulskirche, in der 1848 bis 1849 die Frankfurter Nationalversammlung tagte, wie uns unser Professor in Rechtsgeschichte das ein oder andere Mal unter die Nase rieb.
Außerdem beherbergt Frankfurt einen von zwei Standorten der deutschen Nationalbibliothek und eben die Goethe Universität.
Goethe Universität
Die Universität wurde 1914 von Bürgern der Stadt selbst gegründet und durch diese finanziert. Dies ist etwas besonderes, wenngleich Stadt und Staat die Finanzierung im zweiten Weltkrieg übernahmen. Die ganze Geschichte ist hier auf den Seiten der Universität nachzulesen.
Die Goethe Universität umfasst heutzutage beinahe 50.000 Studierende auf vier Campus, welche über die Stadt verteilt liegen.
In Bockenheim befindet sich der ehemalige Hauptcampus der Universität, welcher jahrelang im Betrieb war und sich nun aber im Abbau befindet. Das Gelände umfasst mehrere Wohnheime, eine Mensa und Hörsaalgebäude sowie einen herunter gekommenen Bau, in dem sich nur noch mit Graffiti verzierte Seminarräume und leider auch die juristische Klausuren- und Hausarbeitensammlung befindet.
In Riedberg befindet sich ein Campus für Naturwissenschaftler und auch die meisten Sportangebote sind dort wahrzunehmen. In Niederrad pauken Mediziner und Studierende verwandter Studiengänge.
Im Westend hingegen wurde vor einigen Jahren der neue zentrale Hauptcampus der Universität gebaut. Dieser beherbergt nun die meisten sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Studiengänge. Da auch die Juristen ausschließlich dort zu finden sind, möchte ich den Campus etwas genauer vorstellen.
Moderner Campus auf historischem Grund
Zentrales Element des Campus Westend und der Grund ihn an dieser Stelle zu errichten ist das IG-Farben Gebäude. Ein halbrunder länglicher Komplex, gebaut in den Zeiten der Naziherrschaft sollte er der IG Farben als Bürogebäude dienen. Die Gesellschaft war der größte Chemiekonzern seiner Zeit und maßgeblich an der Vergasung von Opfern in Konzentrationslagern beteiligt.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges diente das Gebäude zunächst den Amerikanern als Stützpunkt bis es schließlich an das Land Deutschland zurück übergeben wurde.
Zahllose Legenden ranken sich um das Gebäude. So sollen Amerikaner in der unteren Etage die Fenster abgemessen haben, um neue Fenster für das gesamte Haus zu bestellen. Nach Lieferung stellten sie jedoch fest, dass die Höhe der Fenster einer Etage nach oben hin abnimmt. So wollte der Architekt einen besonders erhabenen und monumentalen Eindruck des Gebäudes erzeugen.
Um den Jahrtausendwechsel wurde das Gebäude dann renoviert und zur Universität umgebaut. Danach folgte der Bau weiterer Gebäude des Komplexes.
Im IG-Farben Gebäude sind vornehmlich die Philologien und Theologie sowie verschiedenste Bibliotheken angesiedelt. Andere Gebäude beherbergen weitere Gesellschafts- und Sozialwissenschaften. Für die Rechtswissenschaft und die Wirtschaftswissenschaft steht ein eigenes Haus zu Verfügung.
Im Zentrum des Hochschulgeländes befindet sich das Hörsaalgebäude und die größte Mensa des Campus. Zusätzlich zu dieser gibt es auf dem Campus mehrere andere, vielseitige Mensen, sowie viele weitere Aufenthaltsräume und Arbeitsplätze.
Alles in allem ist dieser Campus ein äußerst grüner und er vermag es vor allem durch seine Weitläufigkeit zu bestechen. An das Gelände grenzt ein großer Park und danach folgt außerdem noch der Palmengarten, in welchen Studierende der Goethe Universität kostenlosen Eintritt genießen.
Und nicht nur den Palmengarten kann man mit dem Studierendenausweis kostenlos besuchen. Auch viele der Museen in der Innenstadt kann man gratis besichtigen. Auch die Benutzung von hochkarätigen online Lernhilfsmitteln kann durch die Universität kostenlos erfolgen. Beispielsweise Repetico Pro zum Erstelllen von digitalen Karteikarten und Rosetta Stone zum Erlernen von Sprachen.
Gerade als Jurastudierender ist man mit der großen Fakultät in Frankfurt gut beraten. Es gibt von der Universität organisierte Summer Schools, die Elsa-Hochschulgruppe ist sehr aktiv und stets kann man darauf vertrauen, dass genug Mittel für Neuanschaffungen in Bibliothek und Fakultätsgebäude bereit stehen.
Die Anbindung zum Westend ist durch U-Bahnen sichergestellt, jedoch nimmt die Fahrt vom Hauptbahnhof plus die Laufstrecke zwischen U-Bahn und Campus doch einige Minuten in Anspruch. Auch kleine Zeiteinbußen wie diese addierten sich schlussendlich zu einem Fahrtweg von knapp zwei Stunden – einer meiner Gründe letztlich die Universität zu wechseln.
Vor- und Nachteile im Überblick
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die Stadt Frankfurt am Main gerade für Jurastudierende hervorragende Möglichkeiten bietet. Viele zukünftige Top-Arbeitgeber stehen bereit. Sie bieten Praktika und Workshops an und sorgen so für gute Weiterbildung in praxisrelevanten Fragen neben dem Studium. Dies ermöglicht den Aufbau eines ersten branchenrelevanten Netzwerks. Eine Möglichkeit die man an Universitäten in kleineren Städten wohl missen wird.
Die Goethe Universität an sich vermag es einen unfassbar modernen und schönen Campus mit guter Lehre und vielen Angeboten für Studierende zu vereinen. Besonders hervorzuheben sind dabei die kostenlosen Eintrittsangebote zu Museen und anderen Einrichtungen und die Möglichkeit topaktuelle Digitale Lernmittel von zu Hause aus kostenlos zu nutzen.
Negative Aspekte sind einzig die nicht ganz gelungene Anbindung des Campus mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die schwierige Situation in der Stadt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Im Ernstfall können sich diese beiden Nachteile aufsummieren, ansonsten sollten Sie aber keinem etwaigen Interesse an einem Studium an dieser Universität entgegen stehen.
Ich hoffe dir hat mein Blogbeitrag über das Studium an der Goethe Universität in Frankfurt am Main gefallen. Schreibe in den Kommentaren gern von deiner persönlichen Erfahrung!